Gemeinsam mehr Wasser in der Landschaft halten – Wasserrückhalt in der Landwirtschaft
Pressemeldung, 07.10.2025
Der landschaftliche Wasserrückhalt ist aus dem Gleichgewicht: Begradigte Gewässer, versiegelte Böden und entwässerte Moore halten zu wenig Wasser zurück. Sinkende Grundwasserstände und Extremwetterereignissen nehmen zu. Am 22. September 2025 trafen sich Akteure aus betroffenen Disziplinen im Landkreis Elbe-Elster, um Wege zu finden, Wasser durch angepasste Flächenbewirtschaftung zurückzuhalten und den Boden klimaangepasst zu bewirtschaften.
Welche Maßnahmen können Landwirte gegen Wassermangel ergreifen und dazu beitragen, Wasser vor Ort zu halten? Dies war die Fragestellung beim Netzwerktreffen der Akteure in der Biodiversitäts- und Klimaberatung Südbrandenburg. Eingeladen hatten dazu die Vernetzungsstelle „Biodiversitäts- und Klimaberatung in der Agrarlandschaft Brandenburg“ und das Natura-2000-Team Süd. Das Treffen fand auf den Agrarbetrieben Schliebener Land statt, die selbst Wasserrückhalt in der Landschaft praktizieren. Unter dem Dach der Agrarbetriebe Schliebener Land kooperieren die Milchgut Kolochau GmbH, die WENAU Agrar GmbH, die Agrar GmbH Schlieben und die Bioenergie Schlieben GmbH. Vor Ort waren rund 30 Teilnehmende aus den Bereichen Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Verwaltung, Umwelt- und Naturschutzverbände und der Landwirtschaftsberatung. Schon bei der Vorstellungsrunde wurde deutlich, dass hier Personen mit viel Fachkenntnis über das Thema Wasserrückhalt in den Austausch treten.
Wasserrückhalt hilft gegen Dürre und Starkregen
Tanja Jarick vom Natura-2000-Team Süd erläuterte in ihrer Begrüßung: „Die Vernetzungsstelle Biodiversitäts- und Klimaberatung und das Natura-2000-Team Süd haben das Thema ausgewählt, da Wasserrückhalt in Zeiten des Klimawandels hilft, die negativen Folgen von Dürre und Starkregen zu mildern: Er speichert Wasser, fördert die Grundwasserneubildung und reduziert Extremwetterereignisse durch den Rückhalt von Wasser in der Landschaft.“ Außerdem werde die Wasserversorgung für die Landwirtschaft und die Biodiversität von Ökosystemen unterstützt.
Davon berichtete auch Dr. Christina Münch, die Gastgeberin der Veranstaltung und geschäftsführende Gesellschafterin der Agrarbetriebe Schliebener Land. Sie führte durch eine Betriebsvorstellung in die Diskussion zum Thema ein und berichtete, dass sich die drei Standorte im Niedermoorgebiet des Fichtwalds befinden. In regenerativer Landwirtschaft werden 3.200 ha Fläche bewirtschaftet, knapp die Hälfte davon ist Grünland. Der Fokus liegt auf Milchviehhaltung, Nachzucht, Ackerbau und Bioenergie. Seit 2021 führt der Betrieb die Vertragsnaturschutzmaßnahme des Landes Brandenburg „Hohe Wasserhaltung bis zum 30.04.“ durch – mittlerweile auf über 200 Hektar Fläche. Ein Teil der Fläche wird in den Sommermonaten als Weidefläche für Holstein Frisian Färsen und Aberdeen Angus-Rinder genutzt.
Wie können Landwirte beitragen? Welche Fördermöglichkeiten gibt es für sie?
Sabine Ludwig vom Landesamt für Umwelt (LfU) Cottbus erläuterte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Zielsetzung, Voraussetzungen und konkrete Umsetzung von Vertragsnaturschutzmaßnahmen im Offenland. Bei den Maßnahmen geht es um den Schutz und die Wiederherstellung von Lebensräumen und Lebensstätten wildlebender Tier- und Pflanzenarten wie z.B. Wiesenbrütern. Die von den Agrarbetrieben Schliebener Land genutzte Vertragsnaturschutz-Maßnahme „Hohe Wasserhaltung bis 30.04“ sei dabei kombinierbar mit verschiedenen Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM).
Die AUKM „Wasserrückhalt“ wurde in Anschluss von Holger Lengsfeld vom Brandenburger Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz (MLEUV) vorgestellt. Er setzte die AUKM in den Kontext des Brandenburger Niedrigwasserkonzepts, für dessen Management er zuständig ist. Das Konzept wurde 2021 nach Jahren hoher Trockenheit gestartet. Brandenburg stellt sich dabei der Herausforderung, dass Grundwasserstände fallen oder stagnieren, die Grundwasserneubildung sinkt und Gewässer kleiner werden. Das Thema Wasserrückhalt sei daher in den meisten Regionen Brandenburgs ein wichtiges Thema und in vielen Regionen spiele das Staumanagement eine entscheidende Rolle.
Defekte Stauanlagen reparieren
Norbert Lachmann von der Unteren Wasserbehörde des Landkreis Elbe-Elster berichtet, dass der Landkreis schon früh begonnen habe, die häufig defekten Stauanlagen in der Region zu reparieren. So konnte in den letzten 20 Jahren eine hohe Anzahl an Stauanlagen sowie Be- und Entwässerungsgraben wieder funktionsfähig gemacht werden. Dies sei durch ein enges und kooperatives Zusammenspiel der zuständigen Behörden und Akteure vor Ort und durch den Abbau bürokratischer Hürden möglich gewesen. Mehrere instandgesetzte Stauanlagen konnten die Teilnehmenden bei der anschließenden Exkursion begutachten.
Anpassung des landwirtschaftlichen Fuhrparks
Nasse Standorte sind vor allem im Frühjahr schwierig zu bewirtschaften, da sie nicht befahrbar sind. Bei einer Besichtigung des landtechnischen Fuhrparks erläuterte Björn Förster, ebenfalls geschäftsführender Gesellschafter, die Spezialtechnik der Agrarbetriebe Schliebener Land. Große Reifen, wenig Druck und breite Maschinen seien gut für die Bearbeitung von nassen Böden. Dadurch gäbe es weniger Überfahrten über die Fläche und eine Verdichtung würde vermieden. Im Ackerbau werde die Bodenbearbeitung minimal gehalten und Zwischenfrüchte gesät, um Verdunstung zu vermeiden. Die auf dem Betrieb erzeugte Gülle wird 10 cm unter der Erdoberfläche ausgebracht, wodurch der Düngeeinsatz minimiert wird. Förster erläutert, dass der Zugang zu Spezialtechnik vorhanden, sie aber sehr teuer sei und hohe Investitionen für die Betriebe bedeute.
Der Tag brachte zum Ausdruck, dass Gewässerschutz und Wasserrückhalt nur im Zusammenspiel von unterschiedlichen Akteuren funktioniert. Die Projektleiterin der Vernetzungsstelle Biodiversitäts- und Klimaberatung, Christina Menne, dazu: „Nur Hand in Hand lassen sich Maßnahmen gegen die Trockenheit und den Wassermangel umsetzen. Landwirtschaft, Beratung, Politik und Verwaltung müssen hier an einem Strang ziehen.“
Hintergrund
Die Vernetzungsstelle Biodiversitäts- und Klimaberatung Brandenburg“ ist ein Kooperationsprojekt der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin-Brandenburg e. V., des Deutschen Verbands für Landschaftspflege, des Landschaftspflegeverband Prignitz-Ruppiner Land e.V. sowie verschiedener Agrarbetriebe. Es läuft bis 12/2028.
Das Projekt „Vernetzungsstelle Biodiversitäts- und Klimaberatung in der Agrarlandschaft Brandenburg“ wird durch das Ministerium für Land- und Ernährungswirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg gefördert und ist kofinanziert durch die Europäische Union.
Die fünf Natura-2000-Teams sind eine Kooperation des Landesamtes für Umwelt und der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg. Gemeinsame Aufgabe ist die Umsetzung von Natura-2000-Maßnahmen außerhalb der Nationalen Naturlandschaften im Land Brandenburg.
Weitere Informationen
Projektwebseite: https://naturschutzberatung-brandenburg.de/
Natura 2000-Teams Brandenburg: https://www.natura2000-brandenburg.de/natura-2000-teams
Bildmaterial
Fachinputs Wasserrückhalt, Foto: FÖL
Besichtigung von Technik zur Bearbeitung von nassen Böden, Foto: FÖL
Besichtigung von instandgesetzten Stauanlagen, Foto: FÖL
Kontakt
Vernetzungsstelle Biodiversität- und Klimaberatung Brandenburg
Marienstraße 19/20, 10117 Berlin
naturschutzberatung@foel.de
0155 – 60909710














